Das marsie -Raum für kollektive Kunst

August 2020- Mai 2024


Simone wollte ihr lang konzipiertes Sticker Album oder ein marsie Computer Game publizieren. Marianne lieber Party, Ruhm und Wellness: 10 Jahre künstlerinnenkollektiv marsie das muss doch zelebriert werden?! Der Kompromiss war: Ein Raum. Leer. Voll; für Möglichkeiten und Setzungen. Behauptungen und Fragen. Von Sein und werden. Für Neues für Altes für Alle, irgendwie. Und für uns irgendwie auch. Mitten während Corona startete unser Projekt -> RETROSPEKTIVE: Auf unbestimmte Zeit.

Danke für alle die uns unterstütz und uns besucht haben! Ihr wart der Raum, das game, der Kleber in unseren Herzen, Wellness für unsere Seelen und ganz viel Ruhm für den Ort und an die Zeit. Danke!

 

Wer bestimmt das?

Das marsie – Raum für kollektive Kunst war ein selbstorganisierter, nicht kommerzieller Ausstellungs- und Projektraum für bildende Kunst mit kollektiven und disziplinübergreifenden künstlerischen Praxen. Wir teilten unsere Ressourcen für Projekte, die an künstlerisch vernetzter Zusammenarbeit, an Verknüpfungen mit dem öffentlichen Aussenraum interessiert waren oder ein kooperatives Projekt realisieren wollten. Die kollektive und vernetzte Arbeitsweise und insbesondere die Vermittlung und Erfahrung zeitgenössischer Kunst stehen im Zentrum. Das marsie ist Projektplattform, Arbeitsraum, Aktionsraum, Begegnungsort und macht Platz für aktive künstlerische Kunstvermittlung. Raum als soziale Ressource: Ein lebendiger Ort, welcher Debatten initiiert, lokales Netzwerk verknüpft und Teilhabe bietet.

#Kulturelle Demokratie #Community Building
#Ephemere Kunst #soziale Plastik #Wissenstransfer #Social Turn #Öffentlichkeit #Kunst als Vermittlung von Kunst #Ökonomie des Teilens
#Urban Curating



Nichts und alles ist möglich

Wir befragen: Unterschiede zwischen dem Werk an sich – einem aktiven Prozess, einer Bewegung, die zielgerichtet und kritisch gerade das aufschlüsselt, was eine bestimmte Praxis ausmacht – und seiner Entwicklung zu einer eigenen künstlerischen Methode.
Uns ist wichtig, dass Künstler:innen nicht mit ihrer fertigen Arbeit kommen und diese ausstellen, sondern an Ort (im besten Fall mit dem Ort und Nachbarschaft ) Kunst erfahrbar machen. Der Prozess soll ersichtlich sein und das Zeitgeschehen, Publikum und zufällige Passant:innen von Anfang an inkludiert werden. Demokratische Prozesse und die Ökonomie des Teilens (dazu gehört auch Expert:innen Wissen, Zeit, Aufmerksamkeit) und (Mit)Verantwortung für den Projektraum und den Ort und die Menschen die da leben und arbeiten ist Prämisse.

Das marsie ist Vermittlungsort (Community Building)
Eine Kunstvermittlung, die nicht als Transporteur von Faktenwissen fungiert, beginnt im und mit dem künstlerischen Prozess und dem Publikum selbst. Es ist dies eine transformative Vermittlung von Kunst. (Vgl. Mörsch, C.)

-> Mitgestalten und Erweiterung des Projektraumes
-> Bildet Öffentlichkeit
-> Hinterfragt die Kurzlebigkeit von Kunst
-> Keine hierarchische Unterscheidung von Kuration / Vermittlung / Kunst
-> Der künstlerische Prozess ist transparent, antiautoritär und das Publikum hat die Möglichkeit aktiv mitzugestalten

Im Das marsie – Raum für kollektive Kunst geht es folglich darum Kunst und Situationen zu schaffen, die ein Voneinander-Lernen ermöglichen. Sowohl in der Reflexion als auch in der Vermittlung von zeitgenössischer Kunst. Unsere Kernthemen beinhalten dabei die Förderung und Vermittlung von ephemerer Kunst im öffentlichen Raum und deren Ausstellen im Innenraum als kollektive künstlerische Praxis. Gerade diese Verbindung ist es, die transformative Kunstvermittlung eine gesellschaftspolitische Relevanz zuweist, denn so kann – vielleicht auch nur für einen Moment – innerhalb der Vertreter:innen einer pluralistischen Gesellschaft eine Gemeinschaft entstehen, die idealerweise auch die Kultureinrichtung einbezieht. Dieser Vorgang, Community Building genannt, ist möglich u.a. durch partizipative Ansätze, die die Menschen dazu einladen, aus der Rolle der passiv Konsumierenden herauszutreten, ihr eigenes kreatives Potential zu entdecken oder ihr eigenes Weltbild zu hinterfragen. Das Kunstvermittlung sich dabei beständig weiterentwickeln und auf die pluralistische Gesellschaft jedes Mal neu eingehen muss, steht dabei außer Frage.

Das marsie ist Treffpunkt

Kommunikation ist Grundlage einer kollektiven Arbeitsweise. Wir sind stets bemüht diese Kommunikation zu fördern und möglichst sichtbar zu machen. Im Sommer steht die Türe des Projektraumes immer offen. Besprechungen und Pausen finden vor dem Haus statt, wo es für zufällige Passant:innen und die Nachbarschaft möglich ist mit allen Anwesenden ins Gespräch zu kommen. Spontane Besuche und zufällige Passant:innen, Neugierige, Kinder die ein Pflaster brauchen; Das marsie bietet eine friedliche Atmosphäre wo alle willkommen sind. Marginalisierte Gruppen wie Jugendliche oder Menschen die mit Drogen in Kontakt gekommen sind sind ebenso Teil. Ausser montags ist eigentlich immer jemand da. Ein Programm am Fenster, Kontaktdaten und QR Code geben Aufschluss über das momentane Arbeiten und nächste Events. (Auch gibt es ein Schild: Wir sind gerade beim Spazieren und einen Score, der die Menschen einlädt, es uns gleich zu tun.)

Wir sind bemüht aktuelle Debatten, Diskurse, (internationale) Kunstereignisse, kulturelle online Events zu übertragen und zur Diskussion zu stellen. Auch führen wir Workshops durch, bieten Spaziergänge an, und laden zu Lesungen ein. All diese Veranstaltungen sind kostenlos. Für uns ist es wichtig, das dies so bleibt (Kollekte mit Angabe Richtpreis ist Standard), damit keine Barriere entsteht. Durch die Dankbarkeit vieler Besucher:innen die dies mit einer angemessenen Kollekte vergüteten, konnte die Waage zumindest ein Bisschen im Gleichgewicht gehalten werden.

Das marsie ist Öffentlichkeit (Stadt machen)

Auf der Basis intervenierenden künstlerischen Strategien, setzt die Intendanz von Das marsie- Raum für kollektive Kunst an die jeweilige Lebenswelt, ihren gesellschaftlichen und realräumlichen Bedingtheiten von Kunst und deren (Un)möglichkeiten der Vermittlung an. An der Schnittstelle einer Kunst- und Vermittlungspraxis wird der Projektraum differenziert Fragen des öffentlichen, partizipativem Wissenstransfer, kultureller Teilhabe, Verhandlung und Aneignung von Territorien beleuchten und diese kollektiv künstlerisch beforschend, hinterfragen bespielen und rezipieren.

Aktive künstlerische Mitgestaltung bedeutet, dass vielfältig auch widersprüchlichen Perspektiven Raum für Artikulation gegeben wird. Ein entscheidender Faktor ist dabei auch, welchen Zweck die Gestaltung und Nutzung öffentlich zugängliche Offspace in Zukunft erfüllen sollen und welche Entwicklungen als wünschenswert oder nachteilig angesehen werden.

Wir sind überzeugt, dass mit dem Das marsie – Raum für kollektive Kunst die Wahrnehmung und eigene Handlung im kollektiven Bewusstsein und Mitgestaltung gestärkt werden kann. Im Wechselspiel und auflösen von Grenzen zwischen Kunstraum und Kunst im öffentlichen Raum verstärken wir explizit die Frage nach Repräsentation von Kunst, nach Vermittlung von Kunst und deren Rezeptionsmuster. Wir brechen mit der Tradition von Institution und stellen den Raum und den Mensch in dem Kunst stattfindet kann ins Zentrum. Transparenz, Reflexion und eine direkte Vermittlung künstlerischen Arbeitens tritt in den Vordergrund. Privat, öffentlich, politisch, Kunst Vermittlung, Performance, Installation, Rezeption und Produktion vermischen sich. Ein kritischer Blick gilt dabei der künstlerischen Care Arbeit und die mit sich bringende schlechten Bezahlung mit den Folgen prekären Lebensverhältnissen. Berechtigt muss die Frage gestellt werden, wieso Kunstvermittlung und selbstorganisierte, nicht kommerzielle Projekträume mehrheitlich von Frauen betrieben werden?

Wo/Where:
marsie – Raum für kollektive Kunst /marsie-Space/Room for collective art

Elisabethenstrasse 26
8004 Zürich / Switzerland 
Kalkbreite/Bhf.Wiedikon: Tram 2,3,  Bus 32